Liebe Gemeinde,
in aller Kürze möchte ich mich – in einer ganz besonderen Zeit – an Sie wenden, als ihr Pfarrer der Pfarrgemeinde Bad Aussee – Stainach-Irdning.
Seit September des letzten Jahres darf ich hier bei Ihnen, sowohl im Ennstal als auch im Ausseerland, Pfarrer sein; und schon bei meiner Amtseinführung – am 22. September 2019 – sagte ich, dass es mir eine Ehre ist, hier bei Ihnen tätig werden zu dürfen.
Bei aller Unterschiedlichkeit der Menschen –auch in einer Gemeinde – war und ist es mir ein Grundanliegen, für Sie ALLE Da zu sein. Dabei fällt es mir nicht schwer, zuzugeben, dass mir das nicht immer gelungen ist, bei allen Bemühungen meinerseits.
Den Schlüssel, um zu Ihnen gelangen zu können, habe ich jedenfalls noch nicht verschluckt bzw. verdaut.
Wir sind auf dem Weg, einander zu finden. Mir ist zu Beginn meines Dienstes keine Landkarte in die Hand gedrückt worden („Das ist Dein Weg!“), aber ich versuche gegenwärtig umso mehr, auf Sie, auf die Menschen hier vor Ort zu hören, sie besser zu verstehen – zwar spreche ich keinen Dialekt, ich verstehe ihn aber …
Bis jetzt habe ich Ihnen, liebe Gemeinde, noch kein Liebesgedicht geschrieben und meine bisherigen Predigten leuchteten auch nicht, wie Liebesgedichte leuchten sollen (sie sind häufig theologisch gut gesättigt und hin und wieder zu wenig mit herzlicher Liebe gewürzt).
Wir Menschen verändern uns; gerade in der gegenwärtigen „Virus-Krise“ gibt es Anlass dazu; auch ich möchte dazulernen.
Mittlerweile lade ich viele – für mich noch unbekannte – Eindrücke und Bilder der Pfarrgemeinde zu mir ein (zwei unterschiedliche Sprengel, die seit Jänner 2018 eine Fusionsgemeinde bilden), nicht um sie zu kritisieren, sondern um sie zu bestaunen.
Auf dem Weg durchs Ennstal und durchs Ausseerland habe auch ich mich verändert, Details kommen zum Vorschein, die ich vorher nicht so deutlich wahrnahm.
Es ist gut, wenn wir Dinge, die uns belasten oder auch erfreuen, miteinander teilen.
Wir werden einander erst finden, wenn wir losgehen – auf den anderen zu. Je weiter wir gehen, desto näher kommen wir dem anderen; ich stehe am Anfang, habe mich aber auf den Weg gemacht: ich war und bin bereit zu lernen. Deshalb bin ich hier: nicht mit fertigen Konzepten, nicht mit Erfahrungen aus der Vergangenheit, die mich blind für Gegenwärtiges machen!
In verzweifelten Momenten unseres Lebens kommt es hin und wieder zu einer besonderen Empfindlichkeit unserer Liebe zu anderen, dann sind wir manches Mal kurz davor zu explodieren, weil wir vielleicht – für unsere Seele Entscheidendes – in der Vergangenheit ungeordnet ablegten oder archivierten.
Mit diesen wenigen Sätzen möchte ich eine dringende Bitte an Sie richten: Sprechen wir über das, was Sie stört; sprechen wir über das, was (für Sie) noch nicht passt.
Liebe verändert ihre Formen, was war, geht vorüber.
Ich kenne den Wunsch vieler Menschen, endlich „ganz“ zu sein.
Was nicht richtig wäre, ist, die eigene Ganzheit beim anderen zu suchen.
Was ich möchte: Von Ihnen lernen. Gemeinsame Gespräche. Ein gemeinsames Erwachen in die Liebe des Lebens, in die Liebe Gottes hinein.
Das, was ich habe oder noch nicht habe (z.B. eine reifere Liebe zu den Menschen meiner Umgebung, meiner Gemeinde, zu meinem Nächsten), will ich korrigieren, will ich ändern, ich will lernen …
Auch in unserer Gemeinde gibt es viele Zeichen der Liebe. Verwandlungen zum Leben hin geschehen allein durch die Liebe. Die Liebe ist auch für mich der Hauptschlüssel, um die Tür zu Ihnen zu öffnen. Alle Trennungen sind künstlich.
Diese Homepage unserer Pfarrgemeinde befindet sich in der ersten Phase ihrer Entstehung. Perfekt wird sie niemals sein, schon gar nicht am Anfang. Beteiligen Sie sich bitte mit Ihren Ideen, mit Ihrer Lebenserfahrung an der Ausgestaltung dieser Seiten.
… ich wünsche Ihnen von Herzen Gesundheit (in Christus) und alles LIEBE!
Herzlich und in aufrichtiger Liebe zu Ihnen allen,
Meinhard Beermann